Freitag, 1. Juli 2011

Die Macht der Tracht!

Dirndlkleid, Lederhose oder Steirerjanker. Der gemeine Bürger der Alpenrepublik wird schon seit Jahren verfolgt von Kleidungsstücken, die uns an das Erbe unserer Väter erinnern soll: Das Sonderangebot beim Discounter, diverse Themenabende auf Zeltfesten in der Provinz oder eben das Münchner Oktoberfest wo sich der C-Promi oder ein abgehalfterter Ex-Fußballprofi in die "Krachlederne" hauen, sind nur einige Indikatoren für die Rennaisance der Ethno-Mode im deutschsprachigen Raum. War es noch in den späten 90er unvorstellbar, mit Steirerjanker oder Gamsbarthut in die In-Disco zu "krochen", gehört es seit den 00er Jahren zum guten Stil, in diesem Aufzug die Tanzfläche bei Schlagerhits zu stürmen - Erst im Herbst versteht sich, wenn die Blätter bunt und die Beinkleider unserer - ach so beliebten - C-Prominenz im Einzugsgebiet der Weißwurst-Metropole München wieder kürzer werden.

Die Schar der Jünger der Trachtenmode ist in unseren Breitengraden immer größer geworden. Auch der Schreiber dieser Zeilen ist - wie das Bild beweist -seit 2005 stolzer Inhaber einer Discounter-Lederhose mit Hemd und Stutzen. Motivation für den Kauf war der in den späten 90ern aufgekommene Wunsch, einen Steireranzug vom Opa zu diversen Amüsier-Events wie Rock-Konzerten, Discobesuchen und Party-Marathons zu tragen. Da aber der Großvater um einiges größer gebaut war wie der Autor, hat sich der Wunsch - in den Anzug doch noch hineinzuwachsen - nie erfüllt. Lediglich das Sakko begleitete mich 2002 zu einem Konzert von Soulfly in der Bundeshauptstadt.

Zurück zum Thema: Dass in Zeiten von Globalisierung, Kapitalismus-Krise, Ökonomisierung oder Postmoderne der Griff zur Weste mit Hirschhornknöpfen oder Rauleder-Knickerbocker nichts neues mehr ist, wissen mittlerweile Hinz und Kunz. Warum aber gerade diese Kombination, die Roman Herzog, der ehemalige Bundespräsident von Deutschland als "Laptop und Lederhose" bezeichnete so ankommt, kann derzeit nur mit einem riesigen Fragezeichen beantwortet werden. Sicherlich spielen Dinge wie "emotionaler Fluchtpunkt", "Mia san Mia" oder "Traditionen bewahren in Zeiten von Individualisierung bei gleichzeitiger Uniformisierung" eine Riesenrolle.

Trotzdem will der Schreiber dieser Zeilen hier nicht aufklären, sondern aufzeigen. Anbei eine kleine Auswahl der Trachenkultur in der Postmoderne im nördlichen Mühlviertel:














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