Donnerstag, 21. Juli 2011

Auf der Suche nach dem Ur-Hansinger

Wie viele Leser bemerkt haben, zeigt dieses Bild Siegi F.



St. Johann. Franzi C. steht im langen Gras neben seinem Traktor  und schaut in die Wolken. Seine giftgrüne Hosen hört etwa vier Zentimeter vor dem Knöchel auf. Hochwasserhose nennt der modebewusste Zeitgenosse dieses Phänomen, wenn das Beinkleid nicht ganz bis zu den Schuhen hinunterreicht. Darüber trägt der Bursche einen gelben Pullover, der im Brustbereich mit der Aufschrift "John Deere" und einem grünen Hirschen verziert ist. Er ist einer der vielen Landwirte die im Umkreis des Hansberges ihre Wiesen und Felder bestellen, Kühe auf die Weide treiben und im Winter mit dem Traktor die schneebedeckten Straßen räumen. "Seit fast 40 Jahren gibts mi scho da", sagt Franzi C. mit einer inneren Ruhe, während er vom Traktor ein paar Dreckklumpen abkletzelt, zwischen Zeigefinger und Daumen zwickt und dann in die Wiese schnippt. Von einem Ur-Hansinger oder einem berühmten Menschen, der in dieser Gegend groß geworden ist wisse er nichts, meint er weiter. "Einen Burschen kenn ich aber, der als Puff-Besitzer in Linz Karriere gemacht hat - wenn dir das was hilft."

Die Tatsache, dass der Franzi keinen berühmten St. Hansinger kennt ist keine Schande: Auch das allwissende Internet spukt beim Suchbefehl "st. johann am wimberg promi" lediglich den Namen Helmut Jäger aus, der bei einem Preisausschreiben einer kleinformatigen Zeitung den Hauptpreis gewonnen hat - einen Kia Ceed. Der Name Helmut Jäger ist aber in der Hansberg-Metropole kein Begriff. Auch das Telefonbuch weist lediglich einen Herrn mit dem selben Namen in Gmunden aus. Wohnhaft: Stelzhammerstraße.

Da wird es aber interessant: Franz Stelzhammer war Literat und Texter der oö. Landeshymmne. Die Melodie schrieb ein gewisser Hans Schnopfhagen, Schulmeister aus St. Veit der an der Wende zum 20. Jahrhundert sein Unwesen rund um den Hansberg trieb. Besonders das Gasthaus hat es diesem singenden Zeitgenossen angetan. Noch heute zeugt der Hoamatlandweg und der Schnopfhagengedenkstein, der ein paar Meter neben diesem Gasthaus (mittlerweile Jausenstation) liegt, vom Wirken dieses Schnopfhagens. Obwohl schon mehr als 100 Jahre vergangen sind, ist Schnopfhagen nicht der Ur-Hansinger. Außerdem wäre es in Punkto Orts-Chauvinismus auch bedenklich, wenn die St.Hansinger den St. Veitingern den Schnopfhagen klauen wollen, nur weil er mehr Zeit im Wirtshaus im Nachbarort verbracht haben soll.

Obwohl die erste Suche nach dem Ur-Hansinger noch keine Ergebnisse brachte und der Autor dieser Zeilen genauso ratlos wie der Franzi ist, soll die Schnitzeljagd noch weitergehen. Mehr davon in den kommenden Einträgen.


P.S.

Doch: Die missglückten Suchergebnisse im Internet werden spät aber doch belohnt. Die Schrift Josef Perndl, Pfarrer von St. Johann von Wolfgang Gattringer zeigt ein Portrait über besagten Pfarrer und die Gemeinde während der NS-Zeit. So sollen die damaligen Gemeindebewohner glühende Befürworter des Anschlusses Österreichs an Hitlerdeutschland gewesen sein. Des weiteren zu lesen: Augenöffnende  teilweise schockierende und auch wieder erfreulichere Details über die Gemeinde, ihre Bewohner, das NS-Regime, davon "Begeisterte", Mitläufer und ein paar "Ablehner".

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen