Sonntag, 1. Mai 2016

Der Prolet

Ganze 130 Jahre ist es her - so lange schon gehen die Arbeitnehmer(vertreter) in nahezu allen Teilen am 1. Mai auf die Straße, um die erkämpften Rechte zu feiert. Acht-Stunden-Tag, 40-Stunden-Woche Urlaubs- und Weihnachtsgeld und noch viel mehr darf beispielsweise der alpenrepublikanische Dienstnehmer als diese bezeichnen. Politisch durchgesetzt wurden diese von politischen Parteien und Gewerkschaften, die dem Typus Arbeitnehmer nahe standen. Helden der Arbeit, sozusagen, auch genannt Proleten, sind daher am Tag der Arbeit diejenigen, die sich emanzipiert haben und mit diesen Errungenschaften nun großteils ein Leben in Würde feiern dürfen. Was macht aber einen Proleten aus? 

Nicht viel, möchte man meinen. Gilt doch der Prolet oder der Prolo gemeinhin und umgangssprachlich als Angehöriger einer (industriellen) Unterschicht, der es sich im bildungsfernen Milieu gemütlich gemacht hat und mit Trash-TV, Ressentimenten-schüren und Schlagermusik gut bei Laune gehalten werden kann. Ausnahmen bestätigen jede Regel.


Es gibt aber auch eine ganz andere Auffassung des Proleten. Jene, die durch Karl Marx aufgekommen ist und den Proleten sozusagen als Mensch deutet, der sich durch Emanzipation und Bildung von seinem eigenen Joch befreit. "Proleten aller Herren Länder vereinigt euch", hallt der Schlachtruf dann immer, wenn es darum geht, diesen Typus zu feiern. Gefeiert wird dieser Prolet aber zumeist nur in der Hochkultur. Die Proletenpassion, eine sozusagen emanzipatorische Rock-Oper steht dafür Pate. Das Problem: Zu den Zuhörern gehört nicht unbedingt der gemeine Prolet der Realität. Da ist vielmehr der utopische Wunschgedanke, der dieses Proletenbild am Leben hält.

Und da kommen wir schon mal zum Dilemma: Für die politischen Parteien ist der Prolet oder der vielzitierte "Kleine Mann" schon längst nicht mehr das Subjekt, für dessen Wünsche und Ziele es sich einzusetzen lohnt. Das zeigt sich einerseits an der Krise der sozialdemokratischen Parteien, die europaweit an sich selbst kapitulierten. Sei die wirtschaftliche Frage und der Kampf um die Verteilungsgerechtigkeit oder die soziale Frage hinsichtlich der internationalen Solidarität, die in der Proletenhymmne "Die Internationale" am 1. Mai so gerne beschworen wird. Die wirtschaftliche Frage aufgegeben hat man bereits in den 1990er Jahren mit New Labour, dem Versuch, neoliberale Wirtschaftspolitik mit sozialen Standards verschmelzen zu lassen. Das Ergebnis nach 20 Jahren: Die wirtschaftlichen Global Player haben sich von der Politik aller Herrenländer emanzipiert und kochen ihr eigenes Süppchen. Dass darin Arbeitnehmerrechte, Mindestlohn und global faire Produktionsbedingungen keine Rolle spielen, ist in der Natur der Sache. Pate dafür steht die empirisch belegte langfristige Lohn- und Einkommensbilanz, die seit Jahrzehnten stagniert und je nach Leseweise sogar leicht zurück geht. Dass dann der Prolet unzufrieden ist, weil er als kleinstes Rädchen in der Mühle immer weniger abbekommt ist klar. Da muss ein Sündenbock her. Dass man dafür dann seine Ideologie Schritt für Schritt über Bord wirft, ist ein Prozess der - wie es den Anschein hat - erst dann aufzuhalten ist, wenn es sowieso schon zu spät ist. Was kommt dann als nächstes? Die Fusion mit dem bisherigen "Gottseibeiuns" in ein paar Jahren, um den Schritt in die Bedeutungslosigkeit abzuwehren und dem Bonzentum ein paar Pfründe zu sichern? Die Zeit wird es weisen.




Der Prolet als Manövriermasse: Dass die einstigen Verbündeten der Proleten zu einer Karikatur ihrer selbst wurden, haben viele "Kleine Männer und Frauen" für sich erkannt und sind - wie man so schön sagt, vom Schmidl zum Schmid gewechselt. Die Rechtspopulisten sind nicht erst seit Beginn der vielzitierten "Flüchtingskrise" zum Auffangbecken frustrierter Proleten geworden. Ob sie neben ihren wohlbekannten Ressentiments gegen Menschen aus anderen "Kulturukreisen" und ihrer fremdenfeindlichen - oder wie sie es sagen inländerfreundlichen  - Politik wirklich die soziale Heimatpartei sind, darf dahingestellt sein. Denn: Neben ihrem Einsatz gegen Fremdes (Sündenbock-Politik) geht oft unter, dass nationalkonservative Rechts-Parteien gerne dem Neobileralismus fröhnen. Und das karikiert wiederum die Interessen des Proleten, der hofft, mit seiner Wahl einen Fürsprecher gefunden zu haben. Wie lange dieser dann bei der Stange gehalten werden kann, wird ebenfalls die Zeit weisen.


Fazit: Der Prolet - auch der Schreiber dieser Zeilen  bezeichnet sich aufgrund seiner sozialen Herkunft, monetarischen Ausstattung und gesellschaftlicher Verortung als solcher - hat es in Zeiten des globalisierten Marktversagens und postdemokratischer Auswüchse nicht mehr leicht. Es wäre hoch an der Zeit, sich selbst zu emanzipieren. 

Dienstag, 3. September 2013

Wahlkampf skurril - Wenn der Postmann zweimal klingelt!



TV-Diskussionen, Plakatier-Orgien, Kugelschreiber und massenhaft warme Luft - in den Spätsommertagen ist der Wahlkampf auf seinem Zenith. Meinungsmacher werden umgarnt, angeschrieben oder sollen mit Kurzbotschaften, Reimen oder skurrilen Liedern eingelullt werden. Auch die hunderl.at-Chefredaktion wurde als wichtiges Sprachrohr des Volkes und Opinion-Leader per excellence erkannt. Kein Wunder, dass der Chefredakteur an diesem Tag bereits zum zweiten Mal eine Biografie des 81-jährigen Jungpolitiker Fränk Stronach in seinem Postkasterl gefunden hat. Zwei mal eingepackt in einem bereits verbrauchten Kuvert - diesmal der oö. Landesregierung - ausreichend "fränkiert" und aufgegeben im Postamt Traun. Absender - Fehlanzeige! Das besondere: Die zweite Sendung von "Franks Welt" enthielt sogar eine persönliche Widmung. Mit den Worten "Zuerst Buch aufmerksam lesen, dann ins Facebook gehen!" wird der Chefredakteur freundlich in die Welt des Multimilliadärs eingeladen. Der Untertitel "Wahrheit, Transparenz und Fairness in Politik und Gesellschaft" soll scheinbar schmackhaft machen. Dass es sich bei der Sendung wohl um keine offizielle Aktion des Teams Stronach handeln kann, wird sofort klar: Das Kuvert ist ein schäbiges, bereits benutztes Stück Papier, das noch dazu den Stempel der oö. Landesregierung trägt, vom Absender fehlt jede Spur und ein obligates Begleitschreiben vom Team-Stronach-Team fehlt ebenso. Daher liegt also die Vermutung nahe, dass der Chefredakteur von einem ehrenamtlichen Stronachianer nun schon zum zweiten Mal beglückt wurde. Die persönliche Widmung "Zuerst Buch aufmerksam lesen, dann ins Facebook gehen!" machte den Empfänger aber ein bisschen stutzig. "Will der unbekannte Absender mich ermutigen die offizielle Team Stronach Seite zu liken oder geht es darum, dass es bereits den einen oder anderen Post von hunderl.at zu Fränk gibt", heißt es vom Chefredakteur in einer ersten Redaktion. Schon einmal verglich hunderl.at den 81-jährigen Kanadier mit Steirischen Wurzeln und der einprägsamen Stimme mit Beppe Grillo, dem "Polit-Clown" mit Hang zum Absolutismus. Hier der Link. Jedenfalls: Da sich die hunderl.at-Chefredaktion mit einer Ausgabe von "Franks Welt" begnügt, wird die zweite, handsignierte via Internet verkauft. Der Reinerlös geht an Notleidende. Kleine Botschaft an den Absender: Selbstverständlich kommt die Chefredaktion der Aufforderung nach, sich das Buch aufmerksam zu lesen. Eine ausführliche Rezension findet sich in Kürze auf hunderl.at

Donnerstag, 13. Juni 2013

Isst du Schwein darfst du rein - Eine kleine Nabelschau der Rechtspopulisten in Europa

Anwalt der Anständigen, Retter des Abendlandes oder die einzig wahren Verteidiger westlicher Werte in einer zunehmend verrohenden Gesellschaft - Jene Titel, die sich rechtspopulistische Parteien selber zuschreiben oder von Gegnern umgehangen bekommen, ähneln sich nicht nur augenscheinlich. Tatsächlich gilt diese Spielart demokratischer Politik (derzeit) als einziges größeres Novum der heimischen Politlandschaft. hunderl.at war zu Besuch bei den rechten Ideologen Europas.

Solo por ti, Nur für dich - der Smash-Hit von Peter Kent & Luisa Fernandez klang aus den sehr sonor klingenen Boxen vom Autoradio meines Vaters, der mich - einen gerade mal schulpflichtigen Buben -  von einem sonntäglichen Fußballspiel mit anschließender Grillerei abholte. Währenddessen wurde in Innsbruck Geschichte geschrieben: Jörg Haider, ein burschikos wirkender Berufspolitiker - damals noch mit Vokuhila-Ansatz und kleinen Augen - nimmt im Steireranzug ein Bad in der Menge. In einer hitzigen Sitzung wird der Mann zum Chef der damals noch unscheinbaren FPÖ gemacht. Er nimmt das Ruder in die Hand und macht die damalige Kleinpartei - entstanden aus Personen, die wegen ihrer braunen Vergangenheit bei SPÖ und ÖVP keinen Platz fanden  - in nicht einmal 15 Jahren zur zweitstärksten Kraft der Nation und bringt diese 1999 sogar in die Regierung. Ein einzigartiger Siegeszug und ein perfektes Beispiel für den Aufstieg des Rechtspopulismus in unseren Breitengraden. Tatsächlich wird Jörg Haider von vielen Historikern als Begründer dieses politischen Spektrums gesehen. Fast gleichzeitig traten aber in fast allen Staaten Europas ähnliche Erscheinungen auf. Namen wie Philip de Winter (Belgien), Umerto Bossi (Italien) oder Jean Marie Le Pen (Frankreich) waren bald in aller Munde und bei politischen Gegnern, Teilen der Intellektuellen, Künstler usw. bald als neuer Gottseibeiuns bekannt. Auch die Satirewelt durfte jubeln: Lieferten diese politischen Agiteure, die sich später dann quer durch den Kontinent in allen Parlamenten wieder fanden doch immer wieder neues Futter. 


Die ersten aktiven Rechtspopulisten - sozusagen die Gründerväter einer Bewegung

Jörg Haider, Österreich

Jean Marie Le Pen, Frankreich

Umerto Bossi, Italien



















Was aber macht diese Bewegung so beliebt?

Für viele Wähler gelten rechtspopulistische Parteien als Sprachrohr des "kleinen Mannes": Sie schimpfen gerne gegen Minderheiten und ihre Privilegien, zeigen per se kein Verständnis für Entscheidungen aus dem EU-Parlament (obwohl sie selbst fünf Mandate besetzen und dafür rund 360.455 Euro an Zuschüssen pro Jahr beziehen*) und bedienen sich dabei der Denkweise und Rhetorik, die hunderl.at bereits für den Populismus ausgemacht hat. Als Zusatz werden gesellschaftspolitisch rechte Positionen mit leicht verständlicher Freund/Feind-Unterscheidungsalgoryhtmik und teilweise wirtschaftspolitisch liberalste Haltungen eingenommen, die dem Staat als Unternehmer Unfähigkeit einräumen. Da aber die Partei nicht unbedingt die wirtschaftlichen Eliten als Wähler anzieht, muss hier auch eine ordentliche Portion Globalisierungskritik dazu. Das Ergebnis darf mit dem Wort Wohlstandschauvinismus bezeichnet werden. Neu hinzugekommen ist die - seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 - nachvollziehbar gewordene Islamkritik, die sich querbeet durch die Parteienlandschaft der europäischen Rechtspopulisten durchzieht.

* Ihnen deswegen ihre Mitgliedschaft im Europaparlament vorzuwerfen, wäre hunderl.at aber zu perfide. Denn: Es ist auch demokratisch legitim ausnahmslos gegen jeden und alles zu sein und kann durchaus dem Wunsch der Wähler entsprechen.


Wer sind die Wähler, was sind ihre Motive?
Da führende Politiwissenschaftler den Rechtspopulismus nicht als eigene Ideologie, sondern als Mix aus Nationalismus, Sozialdemokratie und Neoliberalismus bezeichnet, ist es nicht verwunderlich, dass der Kult um Haider, Strache, Le Pen und Konsorten Leute aus allen gesellschaftspolitischen Schichten anzieht. So finden sich im Wählerpool sowohl dezitierte rechte Recken mit geschichtlichen Erinnerungslücken, Globalisierungsverlierer, von der Politik frustrierte Wahlberechtigte, Bürgerliche, Selbständige, Arbeiter, Städer, Landbewohner, "Inländerfreunde" und sogar Angehörige von Minderheiten oder eben anders ausgedrückt: Menschen wie du und ich.

Welcher Menschenschlag ist dort Funktionär?
Abgesehen davon, dass die europäischen  Rechtspopulisten wegen ihres schnellen Wachsens zunehmend mit einem Rekrutierungsproblem kämpfen und es teilweise immer wieder durch ungustiöse Äußerungen, Polemiken und Aktionen fragwürgdiger Polit-Desperados auf Gemeinde- oder Stadtebene in die Medien schaffen, sind es beispielsweise in Österreich vor allem Akademiker mit einem Hang zum Schwertkampf, die ihre Karriere bei der FPÖ machen - zumeist als Berufspolitiker oder Jurist.
Im Nachbarland Schweiz hat mit Christoph Blocher ein erfolgreicher Unternehmer und Millionär das Zepter in der Hand. In Italien regiert mit Silvio Berlusconi, ein ehemaliger Immobilienmakler, Schlagersänger und Fernsehsenderbesitzer mit Milliardenvermögen über die Popolo della Liberta - dem Pool rechter Parteien, wo neben klassischen rechten Parteien, Rechtspopulisten auch neofaschistische Bewegungen Unterschlupf finden.
Studierte Politikwissenschaftler sind sowohl Timo Soini, Chef der wahren Finnen als auch Jimmie Akesson, der an der Spitze der Schwedendemokraten steht. Bemerkung zu den wahren Finnen: Neben den üblichen Parteiprogramm-Punkten wie Islam, Einwanderung, Asyl und Co. lehnen sie auch Sex vor der Ehe ab. Einige der wenigen Frauen in den Reihen der Rechtspopulisten-Chefs ist Marine Le Pen, die in Vaters Fußstapfen stieg und den Front National in Frankreich übernahm.

Sie ist bekannt, den Rechtspopulismus aus dem Schmuddeleck zu holen und dieser politischen Bewegung einen modernen Anstrich zu geben. Wie dieser Versuch funktioniert, nationalistisches, reaktionäres, minderheitenfreindliches, islamfeindliches, law-and-order affines und globalisierungskritisches Gedankengut tauglich und chic für die Smartphonegesellschaft zu machen, sei dahingestellt. Fest aber steht: Die mit ähnlichen "Wahlversprechen" hantierende FPÖ ist in der Alpenrepublik die klare Nummer Eins bei den Jungwählern unter 30 Jahren. (Stand 31. Jänner 2013)


Anwalt der Anständigen?
Schon der Gründervater und Säulenheilige Jörg Haider strich sich und seine Partei gerne als Anwalt der Anständigen hervor. Nein, sagte er immer wieder, die FPÖ sei keine politische Partei im eigentlichen Sinne, sondern vor allem eine Bürgerbewegung, deren Ziel es ist, die Anliegen der Leute endlich in die abgehobene Welt der Parlamente zu bringen. Diese Strategie zog und tatsächlich war die FPÖ 1999 an ihrem Ziel, endlich in der Regierung sitzen zu dürfen. Den Sonntagsreden von einer unkorrumpierbaren, anständigen und konsequenten Bewegung, die einer alteingesessenen Politikerkaste die Privilegien abdrehen will, folgte Ernüchterung: Eurofighter, Behördenfunk, Bundeswohngesellschaften, Telekom Austria, Hypo Alpe-Adria, Kärnten. Karl-Heinz Grasser, Herbert Scheibner, Hubert Gorbach, Ernst Strasser, Alfons Mensdorff-Pouilly, Hans-Peter Martin, Uwe Scheuch, Dietrich Birnbacher,  Peter Hochegger, Walter Meischberger und Gerhard Dörfler sind nur ein paar Namen auf einer langen Liste, die in Österreichs Medienlandschaft genannt werden, wenn es um Korruptionsfälle der vergangenen 13 Jahre geht. Graf Ali and the Corruptionists, eine skurrile Rock-Combo aus dem hunderl.at-Dunstkreis, dichtete sogar einen Song. Was folgte waren Riesenverluste bei den Regionalwahlen im Bundesland Kärnten, wo die FPK (Partnerpartei der FPÖ und mittlerweile wieder fixer Bestandteil dieser Partei) dramatsch verlor und den langjährig gepachteten Landeshauptmann-Sessel räumen musste.




Fazit
Wie immer liegt in der Kürze die Würze. Nachhaltige Regierungen mit der Beteiligung von Rechtspopulisten lassen noch immer auf sich warten.

Nächstes Mal: Birkenstock, Jutesack und Hanftüte - Die Grünen und der Ökokult

Mittwoch, 29. Mai 2013

Hunderl und Katzen als Touristenmagneten für nicht so schöne Gegenden

Der Ruhm der einstigen Bergbaustadtstadt ist verblasst, viele Häuser und Geschäfte, in denen sich in den 1970er Jahren noch das Leben abspielte, sind verwittert, verlassen und gehen Schritt für Schritt wieder in die Natur über. Trotzdem strömen Horden von Touristen in die Stadt, um einen Teil seiner Bewohner zu fotografieren. Nein, wir sprechen hier nicht von Sozialtourismus nach Detroit, Eisenerz oder einer sonstigen ehemals stolzen Industriestadt. Konkret geht es um das taiwanesische Städtchen Houtong, das von hunderten von Katzen bevölkert wird und sozusagen zur ersten Adresse für den sanft(pfötigen) Tourismus wurde.





hunderl.at Stammleser dürften es schon geahnt haben: Dieser Bericht soll den strukturschwachen Gebieten in unseren Breitengraden Hoffnung geben. Frei nach dem Motto "Cat Sells", werden auch bald die Touristen in die Ahorns, Afiesls, Lichtenaus und St. Johanns dieser Welt pilgern. Aus diesem Grund haben wir auch eine kleine, feine Sammlung von Tierbildern ausgewählt, um den Lesern, die nicht unbedingt in Bauerndörfern zuhause sind, einen Gusto auf einen Besuch dieser zu machen. Übrigens: Die dortigen Gaststätten enthalten so manch kuriose Gestalt...


Dienstag, 30. April 2013

So schaut's aus - Entschleunigung im Weltgeschehen

Quelle: http://kimjongunlookingatthings.tumblr.com/image/48668435341
Der Terminkalender ist voll, die Zeit rinnt unter den Fingern davon und die Terminhetze kennt kein Wochenende. Skeptiker und Pessimisten warnen bereits vor dem kollektiven Burnout der globalisierten Weltgesellschaft. Doch: Nachdem sich immer mehr Politiker outeten, dass sie an Burnout leidten bzw. litten, geht der Trend zur Entschleunigung. Merkel, Obama, Putin und Kim Jong Un machen es vor:

http://vladimirputindoingthings.tumblr.com/

http://kimjongmerkellookingatthings.tumblr.com/

http://obamalookingatstuff.tumblr.com/

Freitag, 29. März 2013

Eigentum ist Diebstahl! Die letzten Kommunisten Europas

Sie lesen Marx und Engels, lieben die Farbe Rot und wollen den Reichen ans Leder - dass sie dabei den schmalen Grat zwischen Demokratie und stalinistischer Diktatur nur allzu gerne verlassen ist so sicher wie das Amen im Gebet: Diese Worte reichen aus, um sich als Durchschnitts-Europäer das Bild des gemeinen Kommunisten zusammenzuzimmern. Wer aber sind diese Menschen, wie ticken sie und wie viele gibt es von denen? Ist die Ideologie, die in früheren Zeiten die Weltpolitik wie keine andere mitbestimmte out und wo feiert der Kommunismus seine Widerauferstehung? Diesen Fragen geht hunderl.at im zweiten Teil des politischen Faktenchecks beim Besuch der letzten Kommunisten Europas zwischen Portugal und dem Bosporus nach.

Der letzte Kommunist: Dimitris Christophias


Falscher Häuptling: Europa-Chefin Gabi Zimmer.











Wer bei den Kommunisten in Europa einen Häuptling sucht, wird nicht fündig: Gabi Zimmer aus Berlin führt zwar die Fraktion der europäischen Linken an, fällt aber gleich aus zwei Gründen durch das Suchraster. Einerseits ist sie eine Frau und andererseits ist sie Mitglied der Linkspartei, die zwar aus Relikten der kommunistischen DDR-Partei entstand, jetzt aber betont nichts damit zu tun haben zu wollen.  Jedenfalls: Als letzter Kommunist wird ganz gerne Dimitris Christophias bezeichnet, der von 2008 bis 2013 Präsident von Zypern war. Er stammt aus einer Arbeiterfamilie und  studierte in der Sowjetunion, wo er seinerzeit auch mit der Idee des Kommunismus sozialisiert wurde, nicht aber der leninistisch-stalinistische Auspägung mit Diktatorentum huldigte. Er galt als großer Pragmatiker und hatte sogar weniger Probleme damit, dass viele russische Oligarchen und andere Steuerflüchtlinge aller Herrenläder ihre Millionen in zypriotischen Banken parkten. In wiefern diese Praxis mit der von den Kommunisten so verteufelten neoliberalen, ökonomisierten und hedonistischen Lebens- und Regierungsweise zusammenhängt sei dahingestellt. Im Gegensatz zu westeuropäischen Staaten wie beispielsweise Deutschland (0,0 Prozent im Jahr 2009) haben kommunistische Parteien in den ehemaligen Ostblockstaaten ein wesentliches Gewicht in den Parlamenten. So hält die kommunistische Partei Tschechiens (Komunistická strana Čech a Moravy) bei 11,3 Prozent der Stimmen. Ausnahmen: Im österreichischen Graz ist die KPÖ mit 20 Prozent im Stadtparlament und in Ungarn grundelt die Ungarische Kommunistische Arbeiterpartei bei 0,11 Prozent der Stimmen (2010).

Was aber zeigen diese Beispiele: Es kann angenommen werden, dass das Bild des gemeinen Kommunisten durchaus schwerer zu zeichnen ist, als so mancher vermutet. Stalinistisches Diktatorentum hat in den Parteiprogrammen der Kommunisten im 21. Jahrhundert laut hunderl.at-Stichprobe keinen Platz mehr -zumindest bei den kommunistischen Parteien der EU-Länder. Wenn es darum geht, Macht zu bekommen oder zu erhalten, sind auch ideologische Seitensprünge - Stichwort Zypern - durchaus legitim. Auch der Parteiname mit dem Wortlaut "kommunistisch" ist bei vielen Exponenten dieser Fraktion nicht beliebt. So erwägt sogar die österreichische KPÖ - eine der ältesten kommunistischen Parteien der Welt - bei den kommenden Parlamentswahlen als "Linke" anzutreten. "Die Linke in Deutschland hat gezeigt, was möglich ist", sagt Didi Zach, Chef der Wiener Kommunisten in einem Interview mit der Wiener Zeitung. 

Dass die Kommunistenparteien Künstler anziehen wie die Motten das Licht beweist nicht nur Bert Brecht. Auch die KPÖ freut(e) sich über prominenten Parteimitglieder wie Kurt Palm oder Sigi Maron.




Isst du Schwein, darfst du rein! hunderl.at schaut sich bei den Rechtspopulisten um und leistet so seinen Beitrag zur Politischen Bildung



Mittwoch, 13. März 2013

Politischer Faktencheck: Wie viel Strohsack steckt in Pepe Grillo?



Der hunderl.at Chefredakteur ist auch profunder Politologe
Obwohl sich hunderl.at nur bedingt als seriöses Politainment-Medium versteht, wird es dieser Aufgabe immer gerechter, denn: knallharte Analysen, Statements oder tiefgreifende Berichte über die globale Politlandschaft sucht man derzeit wie die Nadel im Heuhaufen. Ein Service, nach dem eine politaffine, urbane und freidenkende Gesellschaft lechzt, wie ein Marathonläufer nach einem Schluck Bier.

Aus diesem Grund hat sich hunderl.at entschieden, sich diesem Service anzunehmen. Kompetenzen für das Angehen dieser Aufgabe sind selbstverständlich vorhanden - ist doch unser Chefredakteur auch profunder Politologe, Opinion Leader und Trendforscher. Erster Station wird ein Check der populistischen Bewegung in Europa sein - genauer gesagt die Bewegungen rund um Pepe Grillo (Italien) und Frank Stronach (Österreich). Was eint sie? Was trennt sie? Was sind ihre Ziele und worin liegt ihr Impetus? Eines ist schon im Vorhinein in beiden Fällen unbestritten: Beide sind charismatische Führungspersönlichkeiten und wollen nur zu gerne selbst bestimmen, wie sich ihre Bewegung entwickelt, wer mitmacht und was das beste für eine Gesellschaft ist, die sie mitgestalten wollen. Das wäre am ersten Blick wohl die erste Gemeinsamkeit. Was aber trennt sie? Der austrokanadische Stronach wird als Wirtschaftsmagnat bejubelt der Unmengen an Geld besitzt. Laut Forbes 1,2 Milliarden Dollar. Das wären bei derzeit neun Millionen Österreicher rund 750.000 Dollar pro Person oder eben 75.000 Portionen Wiener Schnitzerl pro Einwohner. (hunderl.at geht davon aus das ein Bröselfetzen im Gasthaus rund 10 Dollar kostet) Diesen Vorteil hat Grillo nicht: Er übt den Brotberuf des Komikers aus. Trotzdem deklarierte der Mann mit dem wallenden weißen Haar und dem Vollbart schon 2005 etwa 4,3 Millionen Euro als zu versteuerndes Einkommen. In Pizzas ausgedrückt wären das 716,6 Pizzas, die Grillo mit seinem Vermögen jedem der 60 Millionen Italiener spendieren könnte. Somit ist auch er  keiner, der die Butterseiten des Lebens nur vom Hörensagen kennt.

1. Franz Strohsack alias Frank Stronach


Alter: 80
Lieblingsspruch: "Werte - Nicht!?"

Seit Bekanntwerden im Jahr 2012, dass der ausgewanderte Steirer Ambitionen hat, in die Bundespolitik einzusteigen, dauerte es nur wenige Wochen und Umfragen bescheinigten ihm schon zehn Prozent bei den Nationalratwahlen. Die Saat ging auf: 11,26 Prozent der Stimmen bei den Landtagswahlen 2013 in Kärnten und 9,83 Prozent in Niederösterreich. Die Mär vom 80-jährigen Nachwuchspolitiker ging mehrmals durch die Medien und Stronach geniesst derzeit den Aufsteigerbonus - zu Lasten der rechten Populisten von der FPÖ, die in Tagen wie diesen mit einer Krise zu kämpfen haben. Das Interessante: Mit wenigen Ausnahmen (Spitzenkandidat Gerhard Köfer in Kärnten oder dem Munkeln um Ex-Nationalteam-Keeper Otto Konrad in Salzburg) finden sich auf Stronachs Parteiliste nur wenige klingende Namen, die helfen können, den Wähler an die Urne zu locken. Auch das Parteiprogramm ist inhaltlich nicht unbedingt tiefgehend und als 31 Seiten starkes pdf zum Download verfügbar. Wie viele Wähler, Kritiker usw. dieses Service auch nutzen, kann hunderl.at nicht beantworten. Jedenfalls soll alleine schon die Parteigründung - um es mit den Worten von Fränk Stronach auszudrücken - "in die Geschichte der Welt eingehen." Von Inhalten war an diesem Tag aber keine Rede. Fest steht jedoch: Fränk ist "der" Mittelpunkt darin. Ein Artikel im Profil  spricht von einem regelrechten Führerkult, dem die Mandatare im Team Stronach verfallen sind. So spricht darin Klubchef Robert Lugar: „Ich bin dort, wo Stronach mich braucht. Das hängt von ihm ab, was er mit mir vorhat. Ich gehe aber davon aus, dass Stronach mindestens 100 Jahre alt wird." Und: Wer ins Team geholt wird, das bestimmt der Chef. Wer aber wählt diesen Mann?  Laut Politikwissenschaftler männlich, frustriert, antiintellektuell und früher FPÖ-Fan. Wie es demnach mit dem Führerkult in Fränks Fangemeinde ausschaut kann tendenziell nicht seriös beantwortet werden.

2 . Pepe Grillo




Alter: 64
Lieblingsspruch: "Leckt mich!"

Ganz anders als der Wirtschaftsmann Frank Stronach setzt Komiker Pepe Grillo - er erreichte bei den Wahlen in Italien 25 Prozent - auf das Internet und seinen Mobilisierungscharakter. Wie auch bei Stronach war sein Weg in die Politik mit Frust auf die regierenden Machthaber und deren Lobbies begründet. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass auch er seine 5-Sterne-Bewegung (Name der Partei) als politisches Zukunftsmodell sieht. Anders als Stronach haben er und seine Leute bereits Erfahrungen im Bereich des Regierens sammeln können: So stellt seine Bewegung unter anderem den Bürgermeister in der Stadt Parma und sitzt in diversen Regionalparlamenten. Seine Anhänger - Grillini genannt - sind ebenso wie die Stronach-Gefolgschaft nicht mit der Politik in ihrem Land zufrieden. Im Unterschied zur Stronach-Bewegung rekrutieren sich die Parlamentarier von Grillo aber nicht aus diversen Hinterbänklern mehr oder weniger etablierter Parteien, sondern sammlen bei ihrem Engagement großteils erste politische Erfahrungen. Von diversen Medien werden die Grillinis aufgrund ihrer demografischen Merkmale gerne mit Mitgliedern neuerer Parteien wie der Piratenpartei und sogar den Grünen verglichen. Sie gelten als jung, verfügen über einen höheren Bildungsgrad und entstammen oftmals diverser Protestbewegungen wie occupy und dergleichen. Wie sieht es aber mit dem Führerkult rund um Grillo aus? Ja, wie in der Stronach-Partei bestimmt auch Grillo, wo es bei der 5-Sterne-Bewegung langgeht. Er gilt als despotisch und Chef, dessen Meinung nicht unbedingt hinterfragt werden soll. Im Unterschied zu Stronach, der mit monetären Mitteln  wie Inserate in Medien um die Aufmerksamkeit der Wahlberechtigten buhlt, hat Grillo diese schon: 800.000 twitter-Follower und mehr als eine Million Fans im Facebook. Ach ja: auch im Punkto EU sind Grillo und Stronach auf einer Linie, wenn es geht die Schwachstellen des vereinten Europas zu kritisieren. Die jeweiligen Positionen sind aber diametral verschieden: Während das Team Stronach von einer nationsabhängigen Kaufkraft des Euro träumt (Ein Euro aus Österreich ist mehr Wert als ein Euro aus Rumänien) steht Grillo ganz offen dafür, dass Italien aus der Euro-Zone austritt, bevor man die Nation sowieso rauswirft. Der Grund: Europas Banken wollen noch von den rot-weiß-grünen Staatsanleihen profitieren, bevor sie Italien fallen lassen wie eine Kartoffel.

Nächste Folge: Eigentum ist Diebstahl! Analyse der letzten Kommunisten Europas