Dienstag, 6. September 2011

Ich weiß, was ich am 11. September getan habe ...


Wie der erste Schultag oder jener Tag, an dem der erste Arbeitslohn auf das Konto wanderte, hat sich auch der 11. September 2001 in die Gedächtnisse eingeprägt...

Chefredakteur, hunderl.at
Wie an jedem anderen Tag arbeitete ich im Lager einer Großhandelsfirma in Linz: Ich war gerade dabei, eine durchsichtige Plastikfolie von einigen Metallrohren herunterzukletzeln, als plötzlich der Lehrling zu mir stürmte und mir ganz aufgebracht von einem Flugzeug erzählte, das in eines der World Trade Center krachte. „Die Piloten sind auch nicht mehr das, was sie früher mal waren“, dachte sich meinereiner, der zu dieser Zeit 21 Jahre war. Als der Auszubildende nach ein paar Minuten zum zweiten Mal daherkam und vom Crash eines weiteren Fliegers ins zweite Hochhaus erzählte, wurde mir erstmals mulmig. Ich ließ das Stanley-Messer auf den Boden fallen, rannte ins Büro und drehte den Radio laut auf: Twin Towers, 9/11, George Bush II und Al Kaida festigten sich an diesem Tag in meiner Großhirn-Rinde. Das war aber nicht alles: Schlagworte wie Kampf der Kulturen, radikaler Islam, Fundamentalismus, Neokonservatives Weltbild und wehrhaftes Christentum schlugen sich ihre Schneise in mein Bewusstsein, das am Ende dieses Spätsommertags nicht mehr dasselbe war wie am Morgen. Auch meine Freunde, mit denen ich den Abend des 1. September 2001 in der lokalen Gaststätte in meinem Mühlviertler Heimatort verbrachte, waren irgendwie anders: Nein, wir waren nicht betrübt – der Schmäh rannte sehr wohl. Doch rund um unsere Gespräche drehte sich alles über den Zwischenfall, der alles um uns verändern sollte. 

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