Mittwoch, 13. März 2013

Politischer Faktencheck: Wie viel Strohsack steckt in Pepe Grillo?



Der hunderl.at Chefredakteur ist auch profunder Politologe
Obwohl sich hunderl.at nur bedingt als seriöses Politainment-Medium versteht, wird es dieser Aufgabe immer gerechter, denn: knallharte Analysen, Statements oder tiefgreifende Berichte über die globale Politlandschaft sucht man derzeit wie die Nadel im Heuhaufen. Ein Service, nach dem eine politaffine, urbane und freidenkende Gesellschaft lechzt, wie ein Marathonläufer nach einem Schluck Bier.

Aus diesem Grund hat sich hunderl.at entschieden, sich diesem Service anzunehmen. Kompetenzen für das Angehen dieser Aufgabe sind selbstverständlich vorhanden - ist doch unser Chefredakteur auch profunder Politologe, Opinion Leader und Trendforscher. Erster Station wird ein Check der populistischen Bewegung in Europa sein - genauer gesagt die Bewegungen rund um Pepe Grillo (Italien) und Frank Stronach (Österreich). Was eint sie? Was trennt sie? Was sind ihre Ziele und worin liegt ihr Impetus? Eines ist schon im Vorhinein in beiden Fällen unbestritten: Beide sind charismatische Führungspersönlichkeiten und wollen nur zu gerne selbst bestimmen, wie sich ihre Bewegung entwickelt, wer mitmacht und was das beste für eine Gesellschaft ist, die sie mitgestalten wollen. Das wäre am ersten Blick wohl die erste Gemeinsamkeit. Was aber trennt sie? Der austrokanadische Stronach wird als Wirtschaftsmagnat bejubelt der Unmengen an Geld besitzt. Laut Forbes 1,2 Milliarden Dollar. Das wären bei derzeit neun Millionen Österreicher rund 750.000 Dollar pro Person oder eben 75.000 Portionen Wiener Schnitzerl pro Einwohner. (hunderl.at geht davon aus das ein Bröselfetzen im Gasthaus rund 10 Dollar kostet) Diesen Vorteil hat Grillo nicht: Er übt den Brotberuf des Komikers aus. Trotzdem deklarierte der Mann mit dem wallenden weißen Haar und dem Vollbart schon 2005 etwa 4,3 Millionen Euro als zu versteuerndes Einkommen. In Pizzas ausgedrückt wären das 716,6 Pizzas, die Grillo mit seinem Vermögen jedem der 60 Millionen Italiener spendieren könnte. Somit ist auch er  keiner, der die Butterseiten des Lebens nur vom Hörensagen kennt.

1. Franz Strohsack alias Frank Stronach


Alter: 80
Lieblingsspruch: "Werte - Nicht!?"

Seit Bekanntwerden im Jahr 2012, dass der ausgewanderte Steirer Ambitionen hat, in die Bundespolitik einzusteigen, dauerte es nur wenige Wochen und Umfragen bescheinigten ihm schon zehn Prozent bei den Nationalratwahlen. Die Saat ging auf: 11,26 Prozent der Stimmen bei den Landtagswahlen 2013 in Kärnten und 9,83 Prozent in Niederösterreich. Die Mär vom 80-jährigen Nachwuchspolitiker ging mehrmals durch die Medien und Stronach geniesst derzeit den Aufsteigerbonus - zu Lasten der rechten Populisten von der FPÖ, die in Tagen wie diesen mit einer Krise zu kämpfen haben. Das Interessante: Mit wenigen Ausnahmen (Spitzenkandidat Gerhard Köfer in Kärnten oder dem Munkeln um Ex-Nationalteam-Keeper Otto Konrad in Salzburg) finden sich auf Stronachs Parteiliste nur wenige klingende Namen, die helfen können, den Wähler an die Urne zu locken. Auch das Parteiprogramm ist inhaltlich nicht unbedingt tiefgehend und als 31 Seiten starkes pdf zum Download verfügbar. Wie viele Wähler, Kritiker usw. dieses Service auch nutzen, kann hunderl.at nicht beantworten. Jedenfalls soll alleine schon die Parteigründung - um es mit den Worten von Fränk Stronach auszudrücken - "in die Geschichte der Welt eingehen." Von Inhalten war an diesem Tag aber keine Rede. Fest steht jedoch: Fränk ist "der" Mittelpunkt darin. Ein Artikel im Profil  spricht von einem regelrechten Führerkult, dem die Mandatare im Team Stronach verfallen sind. So spricht darin Klubchef Robert Lugar: „Ich bin dort, wo Stronach mich braucht. Das hängt von ihm ab, was er mit mir vorhat. Ich gehe aber davon aus, dass Stronach mindestens 100 Jahre alt wird." Und: Wer ins Team geholt wird, das bestimmt der Chef. Wer aber wählt diesen Mann?  Laut Politikwissenschaftler männlich, frustriert, antiintellektuell und früher FPÖ-Fan. Wie es demnach mit dem Führerkult in Fränks Fangemeinde ausschaut kann tendenziell nicht seriös beantwortet werden.

2 . Pepe Grillo




Alter: 64
Lieblingsspruch: "Leckt mich!"

Ganz anders als der Wirtschaftsmann Frank Stronach setzt Komiker Pepe Grillo - er erreichte bei den Wahlen in Italien 25 Prozent - auf das Internet und seinen Mobilisierungscharakter. Wie auch bei Stronach war sein Weg in die Politik mit Frust auf die regierenden Machthaber und deren Lobbies begründet. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass auch er seine 5-Sterne-Bewegung (Name der Partei) als politisches Zukunftsmodell sieht. Anders als Stronach haben er und seine Leute bereits Erfahrungen im Bereich des Regierens sammeln können: So stellt seine Bewegung unter anderem den Bürgermeister in der Stadt Parma und sitzt in diversen Regionalparlamenten. Seine Anhänger - Grillini genannt - sind ebenso wie die Stronach-Gefolgschaft nicht mit der Politik in ihrem Land zufrieden. Im Unterschied zur Stronach-Bewegung rekrutieren sich die Parlamentarier von Grillo aber nicht aus diversen Hinterbänklern mehr oder weniger etablierter Parteien, sondern sammlen bei ihrem Engagement großteils erste politische Erfahrungen. Von diversen Medien werden die Grillinis aufgrund ihrer demografischen Merkmale gerne mit Mitgliedern neuerer Parteien wie der Piratenpartei und sogar den Grünen verglichen. Sie gelten als jung, verfügen über einen höheren Bildungsgrad und entstammen oftmals diverser Protestbewegungen wie occupy und dergleichen. Wie sieht es aber mit dem Führerkult rund um Grillo aus? Ja, wie in der Stronach-Partei bestimmt auch Grillo, wo es bei der 5-Sterne-Bewegung langgeht. Er gilt als despotisch und Chef, dessen Meinung nicht unbedingt hinterfragt werden soll. Im Unterschied zu Stronach, der mit monetären Mitteln  wie Inserate in Medien um die Aufmerksamkeit der Wahlberechtigten buhlt, hat Grillo diese schon: 800.000 twitter-Follower und mehr als eine Million Fans im Facebook. Ach ja: auch im Punkto EU sind Grillo und Stronach auf einer Linie, wenn es geht die Schwachstellen des vereinten Europas zu kritisieren. Die jeweiligen Positionen sind aber diametral verschieden: Während das Team Stronach von einer nationsabhängigen Kaufkraft des Euro träumt (Ein Euro aus Österreich ist mehr Wert als ein Euro aus Rumänien) steht Grillo ganz offen dafür, dass Italien aus der Euro-Zone austritt, bevor man die Nation sowieso rauswirft. Der Grund: Europas Banken wollen noch von den rot-weiß-grünen Staatsanleihen profitieren, bevor sie Italien fallen lassen wie eine Kartoffel.

Nächste Folge: Eigentum ist Diebstahl! Analyse der letzten Kommunisten Europas




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen